Merkmale
Geophyt mit 2 länglichen Knollen. Pflanzen 45–75 cm hoch, ohne Grundrosette. Stängel ± gleichmäßig mit 5–8 umfassenden, steil aufgerichteten Blättern, untere (13–21 × 1,5–4 cm) besonders auf der Unterseite bläulichgrün, länglich lanzettlich, am Ende schuhlöffelförmig. Obere kleiner, 1,5–5,5 cm lang. Blütenstand 2,5–5,5 cm lang, pyramidenförmig kugelig, später eiförmig zylindrisch, dicht- und vielblütig (25–100). Tragblätter (7–11 × 1,5–2,4 mm) lanzettlich, grün, ± so lang wie der Fruchtknoten. Blüten blass- bis purpurrosa, selten weiß, schwach duftend. Perigonblätter nach außen gebogen, apikal keulenförmig verdickt. Sepalen (5,5–9,5 × 2–3 mm) eiförmig, konkav, Zipfel 1,5–2,5 mm lang. Petalen (4,5–6,5 × 2,4–3,5 mm) schief eiförmig. Lippe (5,5–7,5 × 4–7 mm) breit keilförmig, 3-lappig, mit purpurnen Punkten. Mittellappen lanzettlich, Seitenlappen keilförmig. Sporn (2,8–3,7 × 0,5–1 mm) zylindrisch, abwärts, ± 1/3 so lang wie der gedrehte Fruchtknoten. Pollinarien gestielt, mit getrennten Klebscheiben, unten mit einem dünnen Häutchen. Pollinien hellgelb. Kapseln (5–9 × 3–5 mm) sitzend, elliptisch.
Vegetations- und Blühzeiten
Blüht von Anfang Juni bis Mitte Juli. Geruch schwach (Aromaten, Terpenoide). Allogame Nektartäuschblume, profitiert durch ähnlich aussehende Begleitpflanzen; sowohl Magneteffekt über Hymenoptera als auch Batesische Mimikry über Tanzfliegen (Empididae) und Schwebfliegen (Syrphidae). Fruchtansatz bis zu 75 (90)%. Fruchtreife bis August. 2n=42.
Variabilität
Bis auf Wuchshöhe und Größe des Blütenstands wenig variabel.
Hybriden
Keine Hybriden bekannt.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Traunsteinera sphaerica aus dem Kaukasus und Nordost Pontusgebirge besitzt größere, weißliche Blüten, fehlt in Europa.
Wuchsorte
Submontan-montane Kalkmagerwiesen auf frischen Böden. Subalpin-alpine basische Magerrasen auf Kalk, Vulkaniten, Porphyr. 250–2630 m.
Verbreitung
Gebirgspflanze der Pyrenäen, Alpen und Karpaten. Nach Norden bis zur Schwäbischen Alb und den Weißen Karpaten, nach Süden bis zum Apennin, den Dinaren und dem Rila-Gebirge. Isoliert im N-Kaukasus.
Sehr zerstreut von der nördlichen Ostalb bis Südschwarzwald. Im Alpenvorland erloschen.
Tiefstes Vorkommen auf 400 m ü.d.M. bei Schlaitdorf, höchstes auf 1320 m ü.d.M. am Feldberg, Schwerpunkt zwischen 600 und 1000 m ü.d.M.
Gefährdung
Intensive Beweidung, Brachfallen der Grünländer, Verbuschung, Aufforstung. § streng geschützt (BNatSchG, LNatSchG).
Vom Aussterben bedroht (1): BW, Schwarzwald, Schwäbische Alb; ausgestorben (0): Südliche Gäulandschaften, Alpenvorland; fehlend (-): Ober- u. Hochrhein, Odenwald, Nördliche Gäulandschaften
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H.(2005): Traunsteinera Rchb. - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen Deutschlands (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands: 680-682.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Baumann, H., Künkele, S. & R. Lorenz (2006): Die Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten.- Ulmer Verlag, Stuttgart.
Jersáková, J., Spaethe, J., Streinzer, M., Neumayer,J., Paulus, H., Dötterl, S. & S.D. Johnson (2016): Does Traunsteinera globosa (the globe orchid) dupe ist pollinators through generalized food deception or mimicry?- Bot. J. Linn Soc. 180: 269-294.
Künkele, S. & H. Baumann(1998): Traunsteinera Rchb. 1841.- In: Sebald, O., Seybold, S. Philippi, G. & A. Wörz Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band. 8: 371-374.- Eugen Ulmer KG, Stuttgart.
Text: Richard Lorenz