Merkmale
Knollengeophyt, Stängel schwach kantig, hellgrün, 20-52 cm hoch, 1 - 2 Schuppenblätter, 2 - 4 Rosettenblätter, breit lanzettlich, zugespitzt (10 - 19 × 2 - 5,5 cm und rinnig. Am Stängel sind 2 - 3 weitere Laubblätter; das oberste ist langscheidig, 8 - 14 cm lang; es erreicht den Beginn der Ähre nicht. Blütenstand zylindrisch, schmal, 7 - 18 cm lang und dicht mit 18 - 40 Blüten besetzt. Blüten klein, nach Wanzen riechend, schmutzig rotbraun oder rötlich grün gefärbt. Tragblätter (9 - 11 × 2 - 2,5 mm) häutig, grünlich, rötlich überlaufen, etwas länger als der Fruchtknoten. Fruchtknoten gedreht (9 - 11 × 2 - 2,5 mm). Perigonblätter einen geschlossenen Helm bildend, der die Säule bedeckt, am Grunde verklebt, an der Außenseite mit olivgrünen Nerven. Sepalen eiförmig zugespitzt (6 - 7 × 2,5 - 3 mm). Petalen linealisch stumpf (5 - 6 × 1,5 - 2 mm). Lippe dreilappig, abwärts gebogen (5 - 7 × 5 - 6 mm), am Rande dunkler, am Grunde heller, mit dunkelpurpurnen punkt- oder strichartigen Papillen besetzt. Seitenlappen rhombisch, am Rande gekerbt (3 - 4 ×2 - 3 mm). Mittellappen vorgezogen, eiförmig stumpf (2,5 - 3,5 × 1,5 - 2,5mm). Sporn kegelförmig, nach unten verschmälert, stumpf, abwärts gebogen (5 - 6 × 1,7 - 2,5 mm), etwa halb so lang wie der Fruchtknoten, Nektar führend. Pollinien langgestielt mit getrennten Klebscheiben, aber gemeinsamem Beutelchen. Früchte schwach gekrümmt, von unten nach oben an Größe abnehmend (11 - 18 × 4 - 6 mm). Fruchtreife ab September.
Vegetations- und Blütezeit
Blütezeit Ende Mai bis Anfang Juli, Hauptblütezeit Anfang bis Mitte Juni. Fruchtansatz hoch (51,3%), Nektar im Sporn und starker Duft zur Bestäuber-Anlockung: Dolchwespe (Vöth 1975), solitäre Bienen (Paulus2005).
Variabilität
Gering, hauptsächlich Farbvarianten von Rot-, Braun- und Grüntönen.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Die Art ist in Deutschland unverwechselbar.
Hybriden
Mit Anacamtis pyramidalis, A. morio, A. palustris.
Wuchsorte
Trockene, meist kalkarme Magerwiesen, aber auch feuchte, magere und moorige Wiesen. Wechselfrische (feuchte), basenreiche, oft kalkarme, neutrale-mäßig saure, humose Lehm- und Tonböden.
Verbreitung
Submediterrane Pflanze, Mittel- und Südeuropa, Nordafrika, Kleinasien, Kaukasus, Iran, Syrien. In Mitteleuropa vom Aussterben bedroht. In Baden-Württemberg ehemals in den Flusssystemen von Rhein, Main, Neckar, Donau und im Bodenseegebiet angesiedelt.
Gefährdung
Trockenlegung von Flussauen, Ausdehnung der Besiedlung, Eutrophierung, Verbuschung; gesetzlich streng geschützt (BNatSchG, LNatSchG).
Vom Aussterben bedroht (1): BW, Ober- u. Hochrhein, Schwarzwald, Alpenvorland; ausgestorben (0): Odenwald, Nördliche u. Südliche Gäulandschaften, Schwäbische Alb
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Künkele, S. & H. Baumann (1998): 22. Orchidaceae.- In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Bd. 8: 286-462.- Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Kretzschmar, H, W. Eccarius, H. Dietrich (2007): Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea.- EchinoMedia Verlag, Bürgel.
Paulus, H.F. (2005): Zur Bestäubungsbiologie der Orchideen.- In: Arbeitskreise Heimische Orchideen [Hrsg.]: Die Orchideen Deutschlands: 98-140.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Vöth, W. (1975): Trielis villosa var. rubra, Bestäuber von Orchis coriophora.- Die Orchidee 26(4): 170-172.
Text: Monika Hirth