Merkmale
Knollengeophyt, 5-8 Rosettenblätter, diese ungefleckt, breit lanzettlich, entlang des Mittelnervs nach oben gefaltet (5 - 15 × 0,9 - 1,6 mm), etwa in der Mitte am breitesten. Stängel 13 - 35 cm hoch, mit 3 - 6 Scheidenblätter, davon das oberste 2 - 8 cm lang, knapp den Beginn des Blütenstandes erreichend. Blütenstand breit ausladend, zylindrisch, in aufblühendem Zustand 3 - 10 cm lang mit 7 - 22 relativ locker gestellten Blüten. Blüten mittelgroß, Färbung relativ variabel von hellrosa bis dunkelrot reichend, selten weiß. Brakteen (12 - 23 × 3 - 6 mm), häutig, rot bis violett gefärbt, so lang oder etwas länger als der Fruchtknoten, die Spitze vom Fruchtknoten abstehend. Fruchtknoten (11 - 15 × 1,7 - 2,5 mm) gedreht. Sepalen und Petalen bilden einen leicht geöffneten Helm, der das Gynostemium auf der Oberseite bedeckt. Seitliche Sepalen schief eiförmig (8 - 13 × 4,5 - 6 mm), auf der Außen– und Innenseite mit grünen und grünvioletten Adern durchzogen. Mittleres Sepal symmetrisch, kleiner (7 - 10 × 3 - 5 mm). Petalen asymmetrisch (6.9 × 2 - 5 mm), am freien Ende stumpf und wie die Sepalen gefärbt. Lippe (6 -1 1 × 11 - 17mm) angedeutet dreilappig, in der helleren Mittelzone mit roten bis dunkelroten Saftmalen gezeichnet. Mittellappen ausgerandet, 4 - 9 mm breit. Seitenlappen am Rande glatt bis gezähnelt, etwas kleiner als der Mittellappen. Sporn (7 - 10 × 1,8 - 3 mm), zylindrisch waagrecht bis leicht aufwärts gebogen, etwas kürzer als der Fruchtknoten, am freien Ende stumpf. Pollinien langgestielt mit getrennten Klebscheiben, aber gemeinsamem Beutelchen. Früchte 14 - 17 × 4 - 6mm. Fruchtreife ab Anfang Juli.
Vegetations- und Blütezeit
Blütezeit Ende März bis Ende Mai, Hauptblütezeit Ende April bis Anfang Mai. Fruchtansatz zwischen 27% und 35,5%. Scheinsaftblume ohne Nektar im Sporn, Hinweis auf Fremdbestäubung durch Insekten: Bienen und Hummeln.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Anacamptis morio ist in Baden-Württemberg unverwechselbar.
Hybriden
Möglich mit Anacamptis pyramidalis, A. coriophora.
Wuchsorte
A. morio gilt als Mesobromium-Charakterart. Sie hat eine breite ökologische Amplitude, da sie sowohl auf kalkreichen wie auch auf kalkfreien Magerrasen vorkommt.
Verbreitung
Europäisch. Nordwärts bis England, Frankreich, Nordspanien, Mitteleuropa einschließlich Alpenländer, Italien, Südskandinavien, Baltikum, über Karpatenausläufer bis in Ukraine. Unklar ist die südliche Abgrenzung zur Unterart caucasica auf dem Balkan.
In Baden-Württemberg in allen Naturlandschaften, aber infolge der intensiven Nutzung seit langem nachhaltige Flächenverluste.
Gefährdung
Intensive Nutzung, Flächenverbrauch, gesetzlich streng geschützt (BNatSchG, LNatSchG).
Stark gefährdet (2): BW, Ober- u. Hochrhein, Nördliche u. Südliche Gäulandschaften, Schwäbische Alb, Alpenvorland; gefährdet (3): Schwarzwald; ausgestorben (0): Odenwald
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Kretzschmar, H, W. Eccarius, H. Dietrich (2007): Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea.- EchinoMedia Verlag, Bürgel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Orchidaceae.- In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württemberg, Band. 8: 286-462.- Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Paulus, H.F. (2005): Zur Bestäubungsbiologie der Orchideen.- In: Arbeitskreise Heimische Orchideen [Hrsg.]: Die Orchideen Deutschlands: 98-140.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Text: Monika Hirth