Merkmale
Knollengeophyt, Stängel 35 - 60 cm, 4 - 5 am Stängel gleichmäßig verteilte Laubblätter, steil aufgerichtet, rinnig, gefaltet und lang zugespitzt (11 - 17 × 0,9 - 1,3 cm), grasgrün. Das oberste Stängelblatt ist 2 - 6 cm lang und erreicht den Beginn des Blütenstandes nicht. Stängel rund, grün, ab der Mitte und besonders im Bereich der Infloreszenz rotviolett überlaufen. Blütenstand allseitswendig, 7 - 17 cm lang und locker 4 - 16 blütig. Blüten relativ groß, hellrot bis rot gefärbt. Trägblätter krautig (12 - 15 × 4 - 5 mm), etwa so lang wie Fruchtknoten, in der Mitte dunkelgrün und an den Rändern wie der Stängel dunkelrot überlaufen. Fruchtknoten (13 - 17 × 2 - 2,4 mm) gedreht, grün und rot überlaufen. Die beiden seitlichen Sepalen eiförmig (8 - 9 × 3 - 4 mm), hellrot gefärbt, vollständig zurückgeschlagen und sich auf der Außenseite berührend. Das mittlere Sepal und die beiden Petalen bilden einen Helm, der das Gynostemium von oben und von der Seite bedeckt. Das mittlere Sepal (7,5 - 9 × 3,7 - 4,5 mm) etwas kleiner als die seitlichen Sepalen. Petalen schief eiförmig (7 - 8 × 3,7 - 4,5). Lippe (9 - 12 × 12 - 15 mm) dreilappig, ausgebreitet, mit vorgezogenem Mittellappen, der meist nochmal geteilt ist. Seitenlappe der Lippe (2 - 3,5 × 4 - 5,5 mm), Mittellappen (3,3 - 5,5 × 5 - 6 mm). Sporn (9 - 12 × 2,5 - 3 mm) kräftig, schräg aufwärtsgerichtet, zylindrisch, am freien Ende stumpf. Lippe entlang der Längsachse heller gefärbt und dunkelrot punktiert, schwach gekielt. Pollinien langgestielt mit getrennten Klebscheiben aber gemeinsamen Beutelchen. Kapseln (13 - 18 × 5 - 6 mm), davon Stiellänge 2 mm. Fruchtreife ab Anfang August. Bestäuber: Hummeln, vor allem Bombus muscorum und B. humilis, (Paulus 2005).
Vegetations- und Blütezeit
Blütezeit Anfang Juni bis Mitte Juli, Hauptblütezeit Anfang bis Ende Juni. Der Fruchtansatz beträgt 59,1%. Allogamie, Scheinsaftblume.
Variabilität
Beschränkt sich auf Blütenfarbe, von rein weiß über rosa, rot bis violettpurpurn.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Länge und Biegung des Sporns nach oben bei Anacamptis laxiflora, dunklere Blütenfarbe und kürzerer Mittellappen; kommt bei uns aber nicht vor.
Hybriden
Möglich mit Anacamptis coriophora, A. morio, A. pyramidalis, bei uns aber nicht zuverlässig bekannt.
Wuchsorte
Die Art ist bei uns eine wärmeliebende Stromtalpflanze (Rhein, Donau), die auf nassen Sumpfhumusböden in Binsenwiesen gedeiht.
Verbreitung
Westliches, südliches und mittleres Europa, Atlantikküste bis Gotland, Italien, Griechische Westküste. In Baden- Württemberg vereinzelt im Oberrhein -Gebiet. Bis auf ein stabiles Vorkommen am mittleren Oberrhein fast ausgestorben.
Gefährdung
Gesetzlich besonders streng geschützt (BNatSchG, LNatSchG).
Stark gefährdet (2): BW, Ober- u. Hochrhein, Alpenvorland; ausgestorben (0): Südliche Gäulandschaften; fehlend (-): Schwarzwald, Odenwald, Nördliche Gäulandschaften, Schwäbische Alb
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Kretzschmar, H, W. Eccarius, H. Dietrich (2007): Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea.- EchinoMedia Verlag, Bürgel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Orchidaceae.- In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band. 8: 286-462.- Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Paulus, H.F. (2005): Zur Bestäubungsbiologie der Orchideen.- In: Arbeitskreise Heimische Orchideen [Hrsg.]: Die Orchideen Deutschlands: 98-140.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Text: Monika Hirth