Merkmale
Speicherwurzelgeophyt mit 2 - 6 rübenförmigen Speicherwurzeln. Der 13 - 35 cm lange Blütenstängel entwickelt sich im Zentrum einer aus 3 - 5 Grund-blättern bestehenden Blattrosette. Die hellgrünen Grundblätter sind 5 - 14 cm lang und 0,6 - 1,2 cm breit, lineal-lanzettlich, rinnig und aufgerichtet. Nach oben folgen 2 - 3 kleinere, dem Stängel dicht anliegende Laubblätter. Blütenstand 4 - 11 cm lang, korkenzieherartig gedreht mit 6 - 25 locker angeordneten Blüten. Blütenstand, Tragblätter und Perigonblätter auf der Außenseite stark behaart. Tragblätter 8 - 9 mm lang und 3 - 4 mm breit, etwas länger als der Fruchtknoten. Blüten klein, weiß gefärbt und mit feinem Hyazinthenduft. Sepalen und Petalen bilden einen Helm; ihre Enden sind leicht auswärts gekrümmt. Seitliche Sepalen eiförmig, 6,5 - 9,5 mm lang und 1,5 - 2 mm breit, mittleres Sepalum und Petalen etwas kleiner. Lippe ausgebreitet, 6 - 7,5 mm lang und 3 - 4 mm breit, ungeteilt, am Rande gezähnelt, abwärts gebogen, im Zentrum mit einem grünen Fleck.
Vegetations- und Blütezeit
Blütezeit Anfang Juli bis Ende August, Hauptblütezeit Ende Juli bis Anfang August. Durch die Ausbildung von Bulbillen an Niederblättern kann es zur Büschelbildung kommen. Fruchtreife ab Mitte September. Fruchtansatz der allogamen Art schwankend. Eine Untersuchung im Rahmen der FFH-Kartierung 2012 in 6 verschiedenen Biotopen Oberschwabens und im Allgäu ergab eine Fruchtansatzrate zwischen 18 % und 75 %.
Variabilität
Kaum veränderlich.
Hybriden
Aus Frankreich wurde die Hybride mit Spiranthes spiralis beschrieben. Generell ist diese Kreuzung wegen der Unterschiedlichkeit der Wuchsorte und Blütezeiten kaum zu erwarten.
Wuchsorte
Kalkhaltige Nieder-, Ufer- und Quellmoore, Kalkrieselfluren.
Verbreitung
Spiranthes aestivalis hat in Baden-Württemberg nur noch wenige Vorkommen im Alpenvorland und im westlichen Bodenseegebiet. Eine Population am mittleren Oberrhein ist seit einigen Jahren erloschen.
Gefährdung
Die schon immer seltene Art ist durch starke Rückgänge aufgrund von Nutzungswandel der Wuchsorte vom Aussterben bedroht. Die wenigen verbliebenen Vorkommen bedürfen der ständigen Überwachung und einer artgerechten Pflege.
Stark gefährdet (2): BW, Alpenvorland; ausgestorben (0): Ober- u. Hochrhein, Südliche Gäulandschaften; fehlend (-): Schwarzwald, Odenwald, Nördliche Gäulandschaften
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Spiranthes aestivalis - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands: 669 – 673.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Spiranthes - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 328ff. – Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Text: Ferdinand Ellenbast
