Merkmale
Knollengeophyt mit zwei fingerförmigen Wurzelknollen. Stängel hellgrün, hohl, kantig, im oberen Bereich oft purpurrot überlaufen, 30 – 60 cm hoch. 5 – 8 grüne, stängelumfassende Laubblätter, die meist steif aufwärts stehen. Blätter ungefleckt, schmal lanzettlich, gekielt bis gefaltet, 13 – 31 cm lang und 1 – 3 cm breit, an der Blattspitze kapuzenförmig zusammengezogen.
Blütenstand länglich, mit 15 – 60 ziemlich kleinen Blüten dicht besetzt. Tragblätter lanzettlich zugespitzt, die unteren länger als die Blüten, grün bis leicht purpurn überlaufen. Blüten hell bis dunkel fleischfarben, zuweilen ganz weiß. Seitliche Sepalen eiförmig lanzettlich, nach oben geschlagen, 6 – 9 mm lang und 2,7 – 3,6 mm breit. Das mittlere Sepal ist etwas kleiner und bildet mit den Petalen einen geschlossenen Helm, der das Säulchen bedeckt. Petalen schief eiförmig, 5 – 8 mm lang und 6 – 9 mm breit. Lippe schwach dreilappig, 5,5 – 8 mm lang und 6 – 9 mm breit, Seitenlappen abwärts gebogen, Mittellappen vorgezogen. Die in der Mitte etwas heller gefärbte Lippe besitzt ein akzentuiertes Schleifenmuster. Sporn kegelförmig, etwas kürzer als der Fruchtknoten, waagrecht bis leicht abwärts gebogen.
Vegetations- und Blütezeit
Blütezeit Mitte Mai bis Anfang Juli, Hauptblüte Ende Mai bis Ende Juni. Fruchtreife ab Mitte August, hoher Fruchtansatz.
Variabilität
Neben der vorherrschenden dunkel fleischfarbenen Variante (Hauptblüte Mitte bis Ende Juni) existiert eine hellrosa gefärbte, zwei Wochen früher blühende Variante sowie weiß blühende Pflanzen, die stellenweise populationsbildend auftreten können.
Hybriden
Nachgewiesen mit Dactylorhiza fuchsii, D. lapponica, D. praetermissa, D. sambucina und D. traunsteineri sowie intergenerisch mit Gymnadenia conopsea.
Wuchsorte
Basische Feucht-, Sumpf- und Binsenwiesen, seltener auch in nährstoffarmen Hoch- und Zwischenmooren.
Verbreitung
Die an Feuchtgebiete gebundene Art kommt zerstreut im Alpenvorland und im mittleren Oberrheingebiet (Verbreitungsschwerpunkte) vor, des Weiteren in Teilen der Gäulandschaften, des Keuper-Lias-Neckarlandes, des Albtraufs, der Baar und entlang des Hochrheins. Unbesiedelt ist der Schwarzwald.
Gefährdung
Hauptursachen für die bestehende Gefährdung der Art sind Nutzungsänderungen der Wuchsflächen (Düngung, Trockenlegung) sowie fehlende bzw. unzureichende Pflege der Wuchsorte mittels Mahd und Entbuschung.
Gefährdet (3): BW, Südliche Gäulandschaften, Schwäbische Alb, Alpenvorland; stark gefährdet (2): Ober- u. Hochrhein, Nördliche Gäulandschaften; stark gefährdete Randvorkommen (2r): Schwarzwald; ausgestorben (0): Odenwald
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Dactylorhiza incarnata - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands: 296 – 299.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Dactylorhiza.- In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Bd. 8: 356ff.- Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Text: Ferdinand Ellenbast