Merkmale
Knollengeophyt, Stängel 34 - 53 cm hoch, 7 - 12 Laubblätter, davon 2 - 4 rosettig, nicht gefleckt, 10 - 17 cm lang und 0,9 - 2,1 cm breit, meist rinnig und aufwärtsgerichtet. Stängelblätter scheidenförmig, das oberste 1,2 - 2,2 cm lang; es erreicht meist den Beginn des Blütenstandes. Blütenstand am Grunde breit ausladend, kegel-eiförmig, beim Abblühen verlängert eiförmig, 3,5 - 8 cm lang. Er trägt 20 - 60 relativ dicht stehende Blüten, die meist dunkel karminrot gefärbt sind; helle Exemplare sind seltener; Brakteen lanzettlich, rötlich überlaufen, fast so lang wie der Fruchtknoten, 9 - 12 mm lang und 1,7 - 3,3 mm breit. Fruchtknoten gedreht, 10 - 14 mm lang und 1,5 - 2,7 mm breit. Das mittlere Sepal und die Petalen bilden einen Helm, der das Gynostemium halbkreisförmig bedeckt. Mittleres Sepal kleiner als die seitlichen, symmetrisch, 5 - 6 mm lang und 2 - 3 mm breit. Petalen schief eiförmig, 5 - 6 mm lang und 2,5 - 3,2 mm breit. Lippe extrem gespornt, dreilappig mit 2 aufrechten Längsleisten an der Basis, 6 - 8 mm lang und 8 - 11 mm breit. Seitenlappen stumpf abgerundet, innen 2 - 4 mm, außen 5,5 - 7,5 mm lang, 2 - 4 mm breit. Mittellappen meist länger als Seitenlappen, 2,5 -4 mm lang und 2 - 3,2 mm breit. Sporn lang, stecknadelförmig, am Ende kurz zugespitzt, etwas länger als der Fruchtknoten, 11,5 - 16 mm lang und 0,5 - 0,8 mm breit, leicht abwärtsgerichtet. Beide Pollinien besitzen eine gemeinsame sattelförmige Klebscheibe. Früchte von unten nach oben an Größe abnehmend; kurz gestielt, 9 - 15 mm lang und 4 - 5,5 mm breit, am freien Ende mit Blütenresten. Fruchtreife ab Mitte Juli.
Vegetations- und Blütezeit
Ende Mai bis Mitte Juli, Hauptblütezeit Ende Mai bis Ende Juni, Fruchtansatz zwischen 34% und 55% zeigt Allogamie an.
Bestäuber
Tagfalter, tagaktive Schwärmer, Blutströpfchen, keine Nektarproduktion im Sporn (Täuschblume).
Variabilität
Die Blütenfarbe variiert von rein weiß über schwach rosa, fleischfarben bis dunkelrot.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Die Art ist aufgrund des pyramidenförmigen Blütenstandes unverwechselbar.
Hybriden
Aus Deutschland nicht bekannt, möglich mit Anacamptis coriophora, A. morio und A. palustris.
Wuchsorte
Charakterart der kollinen Mesobrometen. Kalk-Magerrasen, Trocken- und Habtrockenrasen, Raine und Böschungen, auch in Moorwiesen, mäßig trockene, kalkreiche, milde, humose, lockere, ± steinige Löß- und Lehmböden.
Verbreitung
Mitteleuropäisch-mediterrane Pflanze. Nördlich bis England, Südskandinavien, Baltikum. Im Süden durch das ganze Mediterrangebiet. In Baden-Württemberg zerstreut im Oberrheingebiet, im Kraichgau und Main-Taubergebiet, in den Gäulandschaften, am nördlichen und südlichen Albtrauf, in der Baar und am Hochrhein. Stellenweise in Ausbreitung begriffen.
Gefährdung
Gesetzlich streng geschützt (§ 20e Abs. 3 BNatSchG).
Nicht gefährdet (*): BW, Ober- u. Hochrhein; Vorwarnliste (V): Nördliche u. Südliche Gäulandschaften, Schwäbische Alb; gefährdet (3): Alpenvorland; fehlend (-): Schwarzwald u. Odenwald
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Orchidaceae.- In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Bd. 8: 286-462.- Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Kretzschmar, H, W. Eccarius, H. Dietrich (2007): Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea.- EchinoMedia Verlag, Bürgel.
Paulus, H.F. (2005): Zur Bestäubungsbiologie der Orchideen.- In: Arbeitskreise Heimische Orchideen [Hrsg.]: Die Orchideen Deutschlands: 98-140.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Text: Monika Hirth