Merkmale
Knollengeophyt mit zur Blütezeit zwei unterirdischen, eirunden Knollen. Im Frühjahr entwickeln kräftigere Exemplare Blütentriebe, die 17 - 30 cm hoch werden. Die Blattzahl schwankt zwischen 4 und 6, von denen am Grunde 2 - 4 rosettenartige Blätter wachsen, auf die hellgrüne, ungefleckte und glänzende Stängelblätter folgen. Ihre größte Breite erreichen die Rosettenblätter im oberen Drittel; am Ende sind sie gerundet. In der unteren Stängelhälfte befinden sich 1 - 2 scheidenartige Blätter. Das oberste Stängelblatt ist 4 - 13 cm lang und erreicht den Blütenstand nicht. Der Blütenstand ist mit 6 bis 35 locker und allseitswendig angeordneten Blüten besetzt. Die hellgelben Blüten riechen nach Holunder; der zentrale Teil der Lippe ist intensiver gefärbt. Die grünen Tragblätter sind gleichlang oder etwas länger als der gedrehte, grüne Fruchtknoten. Die seitlichen Sepalen sind schief eiförmig, kurz zugespitzt, meist aufgerichtet. Das mittlere Sepal ist eiförmig und bildet zusammen mit den Petalen einen Helm über der Säule. Die Lippe ist stärker gelb gefärbt als die Perigonblätter. Sie weist keine Zeichnung auf, ist im Zentrum aufgewölbt, schwach dreilippig mit leicht geteiltem Mittellappen; die Seitenlappen sind gerundet. Der Sporn ist aufwärts gebogen und am Ende stumpf. Die Früchte stehen steil aufrecht.
Vegetations- und Blütezeit
Die Blattspitzen zeigen sich zum Ende des Winters. Die Blütezeit beginnt Mitte April und reicht je nach Höhenlage bis Mitte Juni. Fruchtreife tritt im August ein.
Variabilität
Orchis pallens variiert wenig; dies betrifft zumeist die Teilung der Lippe.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Die Art ist in Deutschland unverwechselbar, da hier keine andere gelbblühende Orchis-Art vorkommt. Dactylorhiza ochroleuca kommt nur in wenigen Feuchtbiotopen vor und D. sambucina lediglich im Hochschwarzwald.
Hybriden
Hybriden treten häufig bei gemeinsamem Vorkommen mit Orchis mascula auf. Diese Hybriden sind erkennbar an einer schwächeren oder stärkeren gelbroten Färbung der Lippe, die sich von der purpurroten Färbung der O. mascula abhebt.
Wuchsorte
O. pallens besiedelt Buchen-, Eichen- und sonnige Schluchtwälder sowie Laub- und Tannenwälder mittlerer Standorte. Sie benötigt basenreiche bis neutrale, lockere Lehm- u. Tonböden.
Verbreitung
O. pallens ist von Nordspanien bis in den Kaukasus und von Süditalien, dem Peloponnes und der Südtürkei bis nach Thüringen verbreitet. Sie kommt je nach Klimazone dort auf Kalk im Flach- und Hügelland sowie den Mittel- und Hochgebirgen vor. In Deutschland hat sie Verbreitungsschwerpunkte in den Mittelgebirgen Nordhessens und Thüringens an der nördlichen Arealgrenze sowie in Baden-Württemberg von der Schwäbischen Alb bis in die Hochrheinregion. Regionen mit nicht basischen Gesteinen meidet sie.
Gefährdung
O. pallens ist gefährdet durch zu starke Beschattung in dichten Waldbeständen sowie durch Verbiss und Fraß durch zu starke Wildbestände; vor allem Wildschweine graben komplette Bestände aus.
Gefährdet (3): BW, Südliche Gäulandschaften; Vorwarnstufe (V): Schwäbische Alb; stark gefährdet (2): Alpenvorland; ausgestorben (0): Nördliche Gäulandschaften; vom Aussterben bedroht (1): Ober- u. Hochrhein; fehlend (-): Schwarzwald, Odenwald
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Orchis pallens - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands: 602 – 607.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Baumann, H., Künkele, S. & R. Lorenz (2006): Die Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten. - Stuttgart.
Text: Dietrich Bergfeld