Merkmale
Im zeitigen Frühjahr treiben aus kräftigen Exemplaren Blütensprosse. Der Stängel ist 17 - 50 cm hoch, grüngelb, dünn, mit 3 -.5 Laubblättern, von denen 2.- 4 am Grunde rosettig gehäuft sind. Die Rosettenblätter sind bläulichgrün, länglich-lanzettlich, 6 - 9 cm lang und 1,2 - 3 cm breit. Nach oben folgen 1 - 2 scheidige Stängelblätter, das oberste 7 - 11 cm lang, den Beginn der Ähre nicht erreichend. Der Blütenstand ist langgestreckt, schmal, 5 - 17 cm lang, locker mit 3 - 17 fast einseitswendigen, eng am Stängel angeordneten Blüten besetzt. Die unteren Tragblätter sind doppelt so lang wie der Fruchtknoten, grün, den Fruchtknoten umhüllend. Die Sepalen sind olivgrün, konkav, die seitlichen ausgebreitet, länglich eiförmig, 6 - 8 mm lang und 2 - 3,5 mm breit, das mittlere oft an der Spitze kappenförmig eingebogen, 5 - 7 mm lang und 2,4 - 3,4 mm breit. Die Petalen sind schmal linealisch, schwarzpurpurn, behaart, 2/3 so lang wie die Sepalen, 3 - 5 mm lang und 0,3 - 0,5 mm breit. Die Lippe ist dreilappig, ungehöckert, schwach konvex, dunkel purpurbraun, kurz samthaarig, ohne Anhängsel, an der Basis mit 2 schwarzen Schwielen, 9 - 12 mm lang und 6 - 10 mm breit. Die Seitenlappen sind kurz, abwärts gerichtet, 1,4 - 3 mm lang und 1 - 2 mm breit. Der Mittellappen ist am Grunde nochmals zweispaltig, 5 - 7 mm lang und 3 - 8 mm breit, am Beginn der Seitenlappen mit einem breiten, bandartigen, bläulichen bis graublauen Mal. Staminodialpunkte fehlen. Konnektiv stumpf, ohne Fortsatz; Anthere rotorange. Pollinarien gestielt, mit getrennten Klebscheiben und Beutelchen.
Bestäuber
Argogorytes mystaceus.
Vegetations- und Blütezeit
Anfang Mai bis Ende Juli (im Gebirge), Hauptblütezeit Mitte Mai bis Mitte Juni, Fruchtansatz gering.
Variabilität
Eher konstante Ausbildung, Variabilität beschränkt sich auf Größe von Tragblatt und Blüten, Farbe und Form der Blütenlippe.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Verwechslung nicht möglich.
Hybriden
Mit allen in Deutschland vorkommenden Ophrys-Arten außer O. elatior.
Wuchsorte
Kalk-Magerrasen, Trocken- und Halbtrockenrasen, lichte Kiefern- Trockenwälder, Wälder und Gebüsch trockenwarmer Standorte, sommerwarme, mäßig trockene (oder wechseltrockene), kalkreiche, milde, humose, lockere Lehm- und Tonböden.
Verbreitung
Die Verbreitung ist mehr meridional-boreal. Darum stehen relativ kleinen Populationen in den Wärmegebieten Südwestdeutschlands optimal entwickelte Großvorkommen in den Mittelgebirgslagen Deutschlands gegenüber.
Gefährdung
Heute hauptsächlich durch Aufforstung und Verbuschung, möglicherweise auch durch Rückgang der Bestäuber infolge Pestizideintrag.
Gefährdet (3): BW, Ober- u. Hochrhein, Nördliche u. Südliche Gäulandschaften, Vorwarnstufe (V): Schwäbische Alb; stark gefährdet (2): Alpenvorland; fehlend (-): Schwarzwald, Odenwald
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Ophrys insectifera L. - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands: 556 – 561.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Ophrys insectifera L. - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 405ff. – Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Text: Monika Hirth