Merkmale
Im zeitigen Frühjahr treiben aus kräftigen Knollenexemplaren Blütensprossen. Stängel 12 - 30 cm hoch, am Grunde 2 - 4 bläulichgrüne Rosettenblätter, die 3 - 7 cm lang und 1,2-2 cm breit sind. Nach oben folgen 2 - 3 scheidige Stängelblättern, das oberste ist 4 - 7 cm lang und erreicht den Beginn der Ähre nicht. Blütenstand schwach einseitswendig , 2 - 10 cm lang und locker mit 2 - 5 Blüten besetzt. Tragblätter grün, krautig, einwärts gerollt, die unteren länger als die Blüten, die oberen gleichlang. Sepalen gelblichgrün bis hellgrün, selten weißlich rosa, eiförmig lanzettlich, 8 - 11 mm lang und 2 - 4 mm breit, die paarigen seitlich ausgebreitet, das unpaare aufwärts gerichtet bis leicht nach vorne gekrümmt. Petalen gelblichgrün, kahl, 2/3 so lang wie die Sepalen, am Ende stumpf, an den Rändern gewellt, 5 - 5,6 mm lang und 1,5 - 2,5 mm breit. Lippe ganzrandig, konvex gewölbt, im Zentrum papillös, an den Randpartien behaart, braun, dunkelbraun oder braunrot bis schwärzlich, am Rande oft mit einem kahlen, gelben Saum, 6,5 - 8 mm lang und 5 - 7 mm breit, an den Schultern kaum gehöckert, an der Spitze ausgerandet. Anhängsel klein, oft nur angedeutet. Malzeichnung H-förmig, das Basalfeld umrahmend und sich bis zur Lippenmitte erstreckend, trüb graublau oder bräunlich, hell umrandet. Basalfeld klein, Basalschwielen halbkugelig, glänzend, grünlichbraun. Staminodialpunkte fehlend, Konnektivfortsatz kurz zugespitzt. Pollinarien langgestielt, mit getrennten Klebscheiben und Beutelchen. Frucht aufrecht zylindrisch, 15 - 19 mm lang und 6 - 7 mm dick.
Bestäuber
Noch nicht definitiv: Andrena latyris; Identifikation nach Foto ungesichert, bis jetzt im Gelände nicht verifiziert.
Andrena combinata, Bestäubung nicht auf der Blüte beobachtet, Pollinien eines im Biotop Pollinen tragenden Männchens genetisch untersucht.
Vegetations- und Blütezeit
Mitte April bis Ende Mai, Hauptblüte Ende April bis Mitte Mai, Fruchtansatz 7,6-11,4 % (Baumann).
Variabilität
Der gelbe Rand ist nicht immer vorhanden. Farbspielarten sind selten.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Verwechslungsmöglichkeiten gibt es zwischen O. araneola und O. sphegodes. Neben der späteren Blütezeit (etwa zwei Wochen nach O. araneola) unterscheidet sich O. sphegodes durch die Lippe (mindestens 10 mm lang, eiförmig, schwach bis stärker gehöckert und kräftig behaart) von O. araneola. Der für O. araneola typische gelbe Saum kann auch bei O. sphegodes auftreten. Er allein rechtfertigt nicht die Einstufung als O. araneola.
Zwischen O. sphegodes und O. araneola scheinen die Unterschiede gelegentlich nicht klar erkennbar. Zwischenformen werden berichtet. Diese „Zwischenpopulationen“ müssen neu beurteilt werden. Bei gemeinsamen Vorkommen beider Arten können Hybriden auftreten.
Die Selbständigkeit der Art O. araneola wird mit ihrer früheren Blütezeit im Vergleich zu O. sphegodes, den morphologischen Unterschieden (kleine, rundliche Blüten, schwärzliche Färbung der nicht oder kaum gehöckerten Lippe mit gelbem Rand) sowie eines mit hoher Wahrscheinlichkeit eigenen Bestäubers begründet.
Hybriden
Mit allen in Deutschland vorkommenden Ophrys-Arten außer O. elatior.
Stark gefährdet (2): BW; Ober- u. Hochrhein, Nördliche u. Südliche Gäulandschaften, Schwäbische Alb; ausgestorben (0): Alpenvorland; fehlend (-): Schwarzwald, Odenwald
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Ophrys araneola Rchb - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands: 568 – 571.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Ophrys araneola Rchb - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 405ff. – Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Schiestl, F.P. & N. J. Vereecken (2008): Andrena combinata, a new pollinator of Ophrys araneola. – J. Eur. Orch. 40(1). – S. 65 - 71.
Text: Monika Hirth