Merkmale
Knollengeophyt mit zwei nebeneinandersitzenden, von Blattrosetten umgebenen Sprossknollen. Aus der größten entwickeln sich im Frühjahr meist ein, seltener zwei mit zahlreichen Längsnerven durchzogene Laubblätter. Aus stärkeren Pflanzen schiebt ein Blütentrieb, dessen scheidiges Grundblatt 2 – 9 cm lang und 1 – 3,7 cm breit ist. Der 8 – 30 cm hohe Stängel ist kahl, grün und oben leicht kantig. Blütenstand langgestreckt, schmal, zylindrisch und relativ locker mit 17 – 80 winzigen gelbgrünen Blüten besetzt. Tragblätter spitz, hellgrün, dem Fruchtknoten anliegend. Fruchtknoten grünlich, 3,5 – 5,2 mm lang und 0,8 – 1,2 mm dick, um 360° gedreht, wodurch die Lippe nach oben zeigt. Seitliche Sepalen lanzettlich, nach oben gerichtet, 2,5 – 3 mm lang und 1-1,3 mm breit, das gleich große mittlere Sepalum ist abwärts gerichtet. Petalen seitlich abstehend, nach rückwärts gebogen, schmal lanzettlich, 2 – 2,6 mm lang und 0,3 mm breit. Lippe aufwärts gerichtet, lang zugespitzt, ungespornt, 2 – 3 mm lang und 1,7 – 2,2 mm breit, an der Basis schüsselförmig mit einwärts gebogenen seitlichen Rändern.
Vegetations- und Blütezeit
Blütezeit Mitte Juni bis Ende Juli. Fruchtreife ab Oktober. Fruchtansatz unterdurchschnittlich, Bestäubung durch Insekten wahrscheinlich.
Variabilität
Kaum variabel. Zuweilen treten Pflanzen mit zwei, selten mehreren Laubblättern auf.
Hybriden
Keine Hybriden bekannt.
Wuchsorte
Laub- und Tannenwälder, Bruch- und montane Auenwälder, schattige, moosige Hänge und Böschungen, übermooste Felsen. Die Art ist auf ganzjährige Beschattung und hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen.
Verbreitung
Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland sind die bayerischen Alpen, in Baden-Württemberg nur sporadische, wenig besetzte Vorkommen auf der Schwäbischen Alb.
Gefährdung
Aufgrund der Seltenheit ist die Art in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Hauptgefährdungsursache sind Änderungen im Wasserhaushalt, da die Art typischerweise an Hängen und Böschungen mit Austritt von Hangdruckwasser siedelt.
Vom Aussterben bedroht (1): BW, Schwäbische Alb; ausgestorben (0): Südliche Gäulandschaften, Alpenvorland; fehlend (-): Ober- u. Hochrhein, Schwarzwald, Odenwald, Nördliche Gäulandschaften
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Malaxis monophyllos - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands, 505 – 509.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 426-428. – Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Text: Ferdinand Ellenbast
