Orchidee des Jahres 2011
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe - Platanthera bifolia (L.) Rich.
Diese vor allem auf Wiesen blühende Orchidee wurde von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO), die in den Bundesländern als Vereine tätig sind, als Orchidee des Jahres 2011 benannt, um auf die Gefährdung der Lebensräume aufmerksam zu machen, nachdem bis auf Baden-Württemberg und Bayern die Art in allen anderen Bundesländern gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht ist.
Namen
Neben dem Namen Zweiblättrige Waldhyazinthe werden auch die Namen Weiße Waldhyazinthe und Zweiblättrige Kuckucksblume verwendet, die auf die Blütenfarbe oder die Zahl der Stängelblätter Bezug nahmen.
Merkmale
Aus einem schlanken Stängel schiebt sich ein aufrechter Blütentrieb von 20-50 cm Höhe, nachdem sich im Frühjahr in der Regel zwei, selten auch bis zu vier grundständige Blätter über 1-3 kleinen scheidigen Schuppenblättern gebildet haben. Die fast gegenständigen und hellgrünen, ungefleckten Grundblätter fallen durch ihre ovale Form und Größe von 7-22 cm Länge und 2-6 cm Breite auf. Der Stängel trägt dann nur noch wenige kurze lanzettliche, unscheinbare Blätter, die den Blütenstand nicht erreichen. Der lockere Blütenstand trägt 10-50 weiße oder cremefarbene Blüten. Während die seitlichen Sepalen waagerecht abstehen, bilden das mittlere Sepal und die Petalen einen Helm, der die Säule bedeckt. Die ungeteilte Lippe ist 8-13 mm lang, zungenförmig und abwärts gerichtet. Die Breite beträgt nur 2,5-3,5 mm; das Ende ist gerundet und an der Spitze gelbgrün. Der waagerecht oder leichtabwärts gerichtete Sporn erscheint stecknadelförmig aufgrund seiner Länge von 24-32 mm Länge und einer Breite von 0,7-1,3 mm Breite. Die Antherenfächer stehen parallel wie die Pollinien und spreizen nicht auseinander wie bei der nahe verwandten Grünlichen Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha). Sie sind auch kleiner als bei dieser Schwesterart. Die Tragblätter sind länger als der gedrehte Fruchtknoten.
Blütezeit
Diese Art blüht im Tiefland ab Mitte Mai und im Gebirge bis Ende Juli.
Variabilität und Hybriden
Aus Norddeutschland ist eine Unterart graciliflora beschrieben. Sie ist klein und besitzt keinen lockeren, sondern dichten Blütenstand mit kleinen Blüten und blüht etwa drei Wochen nach der Hauptform. In den Alpen kommt in Höhen zwischen 1200 und 1800 m Höhe eine Varietät vor, die als subalpina bezeichnet wird. Diese Pflanzen zeigen bei den meisten Merkmalen durchschnittlich kleinere Abmessungen; eindeutig kürzer ist vor allem der Sporn, der meistens eine Länge von 15 mm aufweist, selten bis 21 mm.
Hybriden sind häufig mit der Grünlichen Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha). Diese Hybriden sind stellenweise bestandsbildend und können die Elternarten verdrängen. Vor allem die Antherenfächer und Pollinien nehmen eine Mittelstellung zwischen den Elternarten ein. Diese Populationen sind auch als Streuwiesensippe bezeichnet.
Lebensräume und Verbreitung
Diese Art war ursprünglich in ganz Deutschland verbreitet, da sie nicht an kalkreiche Böden gebunden ist, sondern auch neutrale und mäßig saure Böden verträgt. Gern steht sie auf mäßig trockenen Wiesen und Magerrasen, aber auch auf modrig-humosen Lehm- und Tonböden.
Starke Bestände der Zweiblättrigen Waldhyazinthe gibt es noch in Bayern, aber auch in einigen Regionen von Baden- Württemberg. Nach Norden wird die Art seltener, wo die meisten Standorte erloschen sind. Vor allem in den Mittelgebirgen und auch im Tiefland ist sie aber auf ungedüngten Wiesen anzutreffen.
Gefährdung und Schutz
Die Art ist vor allem gefährdet durch eine Intensivierung der Weidewirtschaft, aber auch die Aufgabe extensiver Weidewirtschaft und Zuwachsen der Vorkommen. Zu vermeiden ist insbesondere eine Stickstoffdüngung der Standorte.
Den Flyer zur Orchidee des Jahres 2011 finden Sie hier zum Download als PDF-Datei (ca. 1.5 MB).