Orchidee des Jahres 2007
Nigritella nigra ssp. rhellicani – Schwarzes Kohlröschen, Rhellicanus' Unterart
Das Schwarze Kohlröschen besiedelt alpine Magerrasen (Blaugrashalden, Borstgrasmatten) und offene Stellen im Zwergstrauchgestrüpp. Diese Lebensräume fallen teilweise unter den Schutz der FFH-Richlinie (zum Beispiel 6170 alpine und subalpine Kalkrasen).
Der Stängel der nur selten bis zu 30 cm hohen Pflanze ist bis oben beblättert. Der Blütenstand des Kohlröschens ist sehr dicht, in voller Blüte kugelig bis eiförmig. Die Blüten sind dunkelrotbraun, dunkelrot, seltener (Farbspielarten fulva und rosea) rosa oder gelb und haben einen feinen Vanilleduft.
In Deutschland findet sich die zierliche Orchidee nur noch in Südbayern in den Schwäbisch-Oberbayrischen Voralpen und den Nördlichen Kalkhochalpen. Aus Baden-Württemberg ist lediglich ein Vorkommen vom Hochschwarzwald aus dem Gewann Kohlhalden nordwestlich von Ebnet (Höhe ca. 900 m ü NN) bekannt, welches bereits um 1930 erloschen sein dürfte. G. Nägele berichtete 1894 von diesem Standort: „Mit dieser Alpenpflanze verhält es sich folgendermaßen: In meiner frühsten Jugend schon kannte ich diese. Sie war gewöhnlich zur Zeit des Fronleichnamsfestes in Blühte; wir Kinder sammelten sie zu Blumensträussen und nannten sie wegen ihrer feurigen Farbe Feuernägele.“ Schöne Herbarbelege finden sich im Naturkundemuseum in Stuttgart. Dr. S. Künkele konnte 1971 am ehemaligen Fundort nur noch eine eingezäunte Großviehweide feststellen.
Die AHO Deutschlands machen mit der Wahl von Nigritella nigra ssp. rhellicani zur Orchidee des Jahres 2007 auf die Problematik des Schutzes und der Erhaltung alpiner Lebensräume aufmerksam. Gefährdet ist das Schwarze Kohlröschen durch Überweidung, Düngung und Brachfallen der Almen, die Anlage von Skipisten und den Wegebau inkl. der Trittbelastung durch Bergwanderer.
Literatur: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8, 1998. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-3359-8
Den Flyer über die Orchidee des Jahres 2007, Nigritella nigra ssp. rhellicani, steht hier zum Download zur Verfügung.
Fotos: Hans Rauschenberger, Ulm / Richard Lorenz, Weinheim