Orchidee des Jahres 2009

Das Männliche Knabenkraut - Orchis mascula (L.)L.

Diese im zeitigen Frühjahr blühende Orchidee wurde von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO), die in den Bundesländern als Vereine tätig sind, als Orchidee des Jahres 2009 benannt, um nicht nur auf die Schönheit dieser Art aufmerksam zu machen, sondern auch zum Schutz der Pflanzen und den Erhalt ihrer Lebensräume aufzurufen.

Merkmale

Diese stattliche Pflanze hat ihren Namen aufgrund ihrer kräftigen Wuchsform erhalten, was sich auch in ihrem lateinischen Namen ausdrückt. Daher wird sie auch Stattliches Knabenkraut genannt. Die kräftigen Rosettenblätter können ungefleckt sein; meistens sind sie aber grob dunkel purpurrot gefleckt oder punktförmig gesprenkelt. Der Stängel wird meistens 20 bis 50 cm hoch, bei günstigem Standort auch bis 70 cm. Der Blütenstand ist mit 10 bis 30 mittelgroßen Blüten besetzt, die in allen Farbschattierungen zwischen rosa und purpurrot gefärbt sind, selten auch reinweiß. Die Lippe ist am Grunde heller und mit punkt-, strich- oder fleckenartigen Pigmentierungen besetzt. Die Kronblätter bilden einen Helm; die Lippe ist ausgebreitet und dreilappig, der Mittellappen vorgezogen. Der zylindrische Sporn ist stumpf und schräg aufwärts gerichtet.

Blütezeit

Diese Art blüht im Tiefland ab Ende April bis Ende Mai, im Gebirge später.

Orchis mascula subsp. mascula, Habitus, Richard Lorenz

Variabilität

Variabel sind die seitlichen Kronblätter, die zugespitzt oder stumpf sein können, aber auch die Form der Lippe und die Einschnürung des Mittellappens. Die durch lange, auswärts gekrümmte seitliche Kronblätter und eine stark dreiteilige Lippe auffallenden Pflanzen gehören zur Unterart speciosa, auch Prächtige Unterart genannt.

Verbreitung

Die Art kommt in ganz Deutschland vor außer Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern und ist in den Mittelgebirgen weit verbreitet. In vielen Bundesländern sind die Bestände bedroht. Die Prächtige Unterart kommt im subalpinen und alpinen Bereich vor.

Lebensräume

Die Art bevorzugt magere Wiesen und lichte Wälder, wobei sie sowohl feuchte Standorte als auch Halbrockenrasen verträgt. Gerne steht sie auch an Gebüsch- und Waldrändern trockenwarmer Biotope. Sie ist auf schwach sauren Böden ebenso zu finden wie auf kalkhaltigen Böden. In Deutschland bildet sie Hybriden mit dem Bleichen Knabenkraut, mit dem sie auf kalkhaltigen Böden gemeinsam vorkommen kann.

Orchis mascula subsp. speciosa, Blütenstand, Richard Lorenz

Gefährdung und Schutz

Da die Art sehr unterschiedliche Biotope zu besiedeln vermag, ist keine generelle Gefährdung gegeben, auch wenn viele Standorte in der Vergangenheit durch die Intensivierung der Landwirtschaft erloschen sind. Aktuell sind die Wuchsorte teilweise durch Verbuschung bedroht und erfordern darum eine Biotoppflege. Wenn eine extensive Beweidung ausfällt, muss als Ersatzmaßnahme eine regelmäßige Mahd erfolgen und das Schnittgut entfernt werden, um übermäßigen Stickstoffeintrag zu vermeiden. Auch die Zunahme der Wildschweinpopulationen - aufgrund reichlichem Nahrungsangebot und der Tendenz zu milderen Wintern - gefährdet diese Orchideenart, da sie auf dem Speiseplan der Wildschweine steht.

Der Flyer "Orchis mascula - Orchidee des Jahres 2009" steht hier zum Download zur Verfügung (PDF-Datei, ca. 1.5 MB).