Orchideen in Baden-Württemberg
Orchis simia Lam.
Affenknabenkraut
Synonyme: Orchis tephrosanthos
Beschreibung ein- / ausblenden
Merkmale
Knollengeophyt mit aufrechten 5-8 glänzenden, bläulich-grünen, leicht seidenmatt schimmernden Blättern, davon 3-5 am Grunde in einer Rosette. Die Rosettenblätter sind länglich elliptisch, 5-14 cm lang und 1,9-4,3 cm breit. Das oberste Stängelblatt ist 1-9 cm lang und erreicht den Blütenstand nicht. Blühende Exemplare erreichen eine Höhe von 17-39 cm. Der Blütenstand ist dicht, breit ausladend und blüht von oben nach unten auf; er wirkt dann walzenförmig. Die Blütenzahl schwankt zwischen 11 und 35. Die am Ende mehr oder weniger aufgebogenen Kronblätter bilden einen fast geschlossenen Helm, der außen weiß, entlang der Nerven rötlich gestreift ist. Die Lippenform erinnert mit den schmalen, gebogenen Seitenarmen und zweigeteilten Mittellappen an ein Äffchen, was der Art ihren Namen gegeben hat. Seiten- sowie Mittellappen sind in den äußeren Bereichen purpurrot gefärbt, im Übrigen weiß. Der Mitteilteil der Lippe ist im oberen Bereich mit karminroten Papillen besetzt. Die Seitenlappen sind 8-11 mm lang und nur 0,8-1,4 mm breit, am Ende aufgebogen. An den Mittelteil der Lippen schließen sich die beiden Mittellappen an, zwischen denen sich ein Zähnchen befindet. Die getrennten Mittellappen sind 1-1,5 mm breit und am Ende aufgebogen oder aufgerollt. Der Sporn ist nektarlos; dennoch lockt die Art mit Duftstoffen Bestäuber an.
Vegetations- und Blühzeiten
Die Tochterknolle treibt im Herbst den Austrieb bis unter die Erdoberfläche; im Spätwinter erscheint die Rosette. Die Blütezeit beginnt je nach Höhenlage Ende April bis Mitte Mai. Fruchtreife tritt ab August ein; der Fruchtansatz liegt zwischen 25% und 45%. Die Mutterknolle stirbt dann ab; die Tochterknolle entwickelt sich ab Beginn der Vegetationsperiode und treibt ihren Blütenstängel im folgenden Jahr.
Variabilität
Die Variabilität von O. simia ist gering und beschränkt sich meistens auf das Farbspektrum. Die Rotfärbung schwankt zwischen rosa und purpurrot; zuweilen treten auch weißblütige Exemplare auf.
Hybriden
Hybriden gibt es bei gemeinsamem Vorkommen mit den eng verwandten Arten O. militaris und O. purpurea. Außerdem kommen auch Hybriden mit der genetisch verwandten Aceras anthropophorum vor. Die Hybriden unterscheiden sich von den Elternarten durch Farbunterschiede der Blüten, Zwischenformen der Einzelblüten sowie den Aspekt des Blütenstandes.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Die eng verwandten Arten O. militaris und O. purpurea sind aufgrund der Wuchsformen der Blütenstände und des Baues der Einzelblüten und durch die glänzenden Blätter gut zu unterscheiden.
Wuchsorte
O. simia besiedelt trockenwarme Standorte auf basenreichen und kalkhaltigen Böden auf Halbtrockenrasen und an Gebüschrändern. Sie verträgt nur stickstoffarme Böden und meidet an sonnigen Standorten stark austrocknende Flächen. Sie zieht sich dann in zeitweise schattige Bereiche zurück.
Verbreitung
O. simia ist nur in klimatisch begünstigten Regionen heimisch. Ihre Vorkommen beschränken sich außer wenigen Populationen an der Schwäbischen Alb auf Lagen am Oberrhein sowie Wärmeinseln in niedrigen Lagen im Kraichgau und der Main-Tauber-Region. Die rezente Klimaerwärmung kann dazu führen, dass sich die Art auch in weiteren geeigneten Regionen ansiedelt.
Gefährdung
O. simia ist durch Aufgabe einer extensiven Bewirtschaftung und durch Verbuschung bedroht, ebenso auch an einzelnen sonnigen Standorten durch Trockenperioden während der Vegetationszeit. In Baden-Württemberg gilt die Art als gefährdet.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Orchis simia - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 620 – 625. - Uhlstädt-Kirchhasel.
Baumann, H., Künkele, S. & R. Lorenz (2006): Die Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten: 250. - Stuttgart.
Text: Dietrich Bergfeld
Verbreitungskarte ein- / ausblenden