Orchideen in Baden-Württemberg
Liparis loeselii (L.) Rich.
Torf-Glanzkraut
Synonym: ---
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Merkmale
Knollengeophyt mit horizontalem Wurzelstock, an dessen Ende eine ältere und eine jüngere Scheinknolle nebeneinander stehen. An der älteren Scheinknolle sind die Blattreste des vorjährigen Triebes erhalten. Die jüngere Scheinknolle ist von zwei Scheidenblättern umhüllt. Darüber folgen zwei gegenständige Rosettenblätter, die breit lanzettlich, gelbgrün, fettig glänzend und mehr oder weniger aufrecht stehen. Das größere Blatt ist 3 – 13 cm lang und 1 – 3 cm breit, das kleinere etwa 2/3 so groß. Stängel kantig, 7 – 17 cm hoch, Blütenstand 2 – 7 cm lang mit 2 – 11 (18) locker, allseitswendig angeordneten gelbgrünen Blüten. Fruchtknoten grün, zylindrisch, 5 – 9 mm lang. Sepalen lanzettlich-linealisch, eingerollt, 7 – 10 mm lang und 1,4 – 2 mm breit. Petalen linealisch, mit 5 – 8 mm Länge und 0,5 – 0,7 mm Breite kleiner als die Sepalen. Lippe sichelförmig gebogen, längsrinnig, an den Seitenrändern aufgebogen und gekerbt, länglich-eiförmig, 7 – 10 mm lang und 4 – 5 mm breit. Säule länglich, vorwärts gekrümmt. Anthere zweigeteilt mit 2 doppelten Pollinien.
Vegetations- und Blühzeiten
Blütezeit Ende Mai bis Mitte Juli, Hauptblütezeit Anfang bis Ende Juni. Der sehr hohe Fruchtansatz von über 80% deutet klar auf Autogamie. Fruchtreife sehr spät. Während die dieser Beschreibung zugrunde liegende Literatur eine Fruchtreife ab Februar nennt, konnte der Schreiber dieses Textes an mehreren Wuchsorten in Oberschwaben/Allgäu bereits Mitte Oktober Pflanzen mit reifen und meist aufgesprungenen Fruchtkapseln feststellen.
Variabilität
Kaum variabel.
Hybriden
Keine Hybriden bekannt.
Wuchsorte
Kalkreiche Flach- und Zwischenmoore, Kalktuff-Moore, Quellsümpfe.
Verbreitung
Die seltene Art ist schwerpunktmäßig im Alpenvorland (Allgäu und Oberschwaben) und – in geringerem Ausmaß - im westlichen Bodenseegebiet verbreitet. Die Vorkommen im Oberrheingebiet sind weitgehend erloschen.
Gefährdung
Durch Entwässerung, Eutrophierung und Verbuschung der Wuchsorte ist das Torf-Glanzkraut vielerorts verschwunden. Für die Erhaltung der noch verbliebenen Vorkommen ist eine sachgerechte Pflege der Wuchsflächen unerlässlich, wobei bei der Mahd die späte Fruchtreife berücksichtigt werden muss.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Liparis loeselii - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 488 – 491.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Liparis loeselii - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 424-426. - Stuttgart.
Text: Ferdinand Ellenbast
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