Orchideen in Baden-Württemberg
Herminium monorchis L.
Sumpfweichorchis, Honigorchis, Elfenstendel, Kleine Einknolle
Synonym: Ophrys monorchis
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Merkmale
Knollengeophyt mit einer kugeligen Knolle. Nach dem Absterben der oberirdischen Teile der Mutterpflanze bilden sich aus den Achseln der unteren Schuppenblätter ein bis zwei Ausläufer (Stollone), an deren Ende jeweils neue Tochterknollen entstehen. Aus diesen entwickeln sich im Frühjahr neue Austriebe mit einem grundständigen Blattpaar. Das Blattpaar ist eiförmig-lanzettlich und unterschiedlich groß. Das größere ist 3 - 7 cm lang und 0,9 - 1,6 cm breit, das kleinere 1,5 - 5,5 cm lang und 0,7 - 11,1 cm breit. Es folgen 1-2 kurze Stängelblätter. Der allseitswendige Blütenstand trägt 12-40 grüngelbe und nach Honig duftende Blüten, die mehr oder weniger nicken. Die Tragblätter sind lanzettlich, 3,5 - 5,3 mm lang und 0,81 - 1,2 mm breit. Der Fruchtknoten ist 3 - 5,2 mm lang und 1 - 1,7 mm dick. Die seitlichen Sepalen sind schief eiförmig-lanzettlich, 2,4 - 3,2 mm lang und 1,1 - 1,5 mm breit. Das mittlere Sepal ist eiförmig, 2,3 - 3 mm lang und 1,4 - 1,8 mm breit. Die Petalen sind länger mit stumpfer Spitze, 3 - 5 mm lang und 1,3 - 2 mm breit, am Grunde durch zwei seitliche Ausbuchtungen lippenähnlich. Die Lippe ist dreilappig, spornlos und grüngelb. Die Länge beträgt 3,5 - 5,2 mm, die Breite 1,8 - 2,6 mm. Der Mittellappen der Lippe ist 1,5 - 2,7 mm lang und 0,4 - 0,6 mm breit, am Ende stumpf. Die Seitenlappen sind kürzer mit einer Länge von 0,6 - 1 mm und einer Breite von 0,4 - 0,7 mm. Die Blüte wirkt glöckchenförmig. Die Pollinarien weisen kurze Stielchen und große, dreieckige, getrennte Klebscheiben auf. Es handelt sich um eine allogame, nektarbildende Art mit reichem Fruchtansatz. Die Ausbildung von zwei Ausläufern (Stollone) mit jeweils einer Tochterknolle führt zum geselligen Vorkommen.
Vegetations- und Blühzeiten
Der Austrieb erfolgt im zeitigen Frühjahr. Die Blütezeit liegt zwischen Ende Juni und Ende Juli. Die Fruchtreife tritt ab Anfang September ein.
Variabilität
Herminium monorchis ist hinsichtlich der vegetativen Maße nur in geringem Umfang variabel.
Hybriden
Hybriden sind nicht bekannt.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Hammarbya paludosa weist einen zierlicheren Habitus mit kleineren Blättern und Blüten auf, Malaxis monophyllos lediglich ein größeres Laubblatt und Liparis loeselii zwei größere Laubblätter.
Wuchsorte
Die Art kommt auf Kalkmagerrasen, Halbtrockenrasen, Magerweiden sowie Feuchtwiesen vor. Sie bevorzugt frische wechselfreuchte, basenreiche und nährstoffarme Lehm- oder Lössböden.
Verbreitung
Die Art kommt bei uns im Tiefland bis in die Mittelgebirgslagen vor; sie war früher in Baden-Württemberg bis auf die Urgesteinsregionen weit verbreitet und kommt heute in Baden nur noch an Reliktstandorten vor; in Württemberg gibt es auf der Schwäbischen Alb noch mehrere Fundorte.
Gefährdung
Herminium monorchis gehört zu den Arten mit einem besonders hohen Rückgang der Populationen. Sie hat durch die Intensivierung der Landwirtschaft mit Düngereinsatz, Verbuschung und Aufforstung von Magerrasen sowie die Eutrophierung von Böden durch Immissionen als konkurrenzschwache Art einen großen Teil der angestammten Biotope verloren. Die restlichen Vorkommen benötigen ein Pflegeregiment, um die Biotope als Magerflächen zu erhalten.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Herminium monorchis - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 471 – 474.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Baumann, H., Künkele, S. & R. Lorenz (2006): Die Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten:- Stuttgart.
Text: Dietrich Bergfeld
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