Orchideen in Baden-Württemberg
Dactylorhiza majalis (Rchb.) P.F.Hunt & Summerh.
Breitblättrige Fingerwurz
Synonyme: Dactylorchis majalis, Dactylorhiza comosa subsp. majalis, Dactylorhiza majalis subsp. brevifolia, Orchis fistulosa, Dactylorhiza fistulosa,
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Merkmale
Knollengeophyt mit zwei fingerförmig geteilten Wurzelknollen. Stängel 15 – 55 cm hoch, hohl, grün, im oberen Bereich purpurrot überlaufen und kantig. Laubblätter 4–7, am Stängel verteilt, die unteren eiförmig, die oberen eiförmig lanzettlich, trübgrün, oberseits mit purpurbraunen oder schwärzlichen Punkten oder Flecken, die selten auch fehlen können. Untere Grundblätter 8 – 18 cm lang und 1,8 – 3,5 cm breit, in der Mitte am breitesten. Oberstes Stängelblatt tragblattartig, oft braunrot überlaufen.
Blütenähre zuerst pyramidenförmig, später walzlich, 4 – 13 cm lang und dicht mit 7–35 Blüten besetzt. Tragblätter dunkelpurpurn überlaufen und länger als der 9 – 13 mm lange Fruchtknoten. Blüten mittelgroß, lila-purpurn bis purpurrot. Seitliche Sepalen zurückgeschlagen, 8 – 12 mm lang und 3 – 4,5 mm breit. Das mittlere Sepal ist etwas kleiner und bildet mit den Petalen einen geschlossenen Helm, der die Säule bedeckt. Petalen stumpf, 6 – 8,5 mm lang und 2,5 – 4 mm breit. Lippe schwach dreilappig mit vorgezogenem Mittel-lappen, 7 – 9 mm lang und 8 – 14 mm breit. Färbung der Lippe gegen die Ränder dunkelpurpurn, im Zentrum heller mit Schleifen-, Punkt- oder Strichzeichnung. Sporn schwach abwärts gebogen, walzlich-konisch, fast so lang wie der Fruchtknoten.
Vegetations- und Blühzeiten
Blütezeit Anfang Mai bis Anfang Juli, Hauptblütezeit Mitte Mai bis Mitte Juni. Fruchtreife ab Mitte Juli.
Variabilität
Sehr variabel in Bezug auf Wuchshöhe, Größe und Form der Stängelblätter und deren Fleckung, Form und Färbung der Blüten.
Hybriden
D. majalis bildet zahlreich und oft populationsbildend Hybriden mit anderen Dactylorhiza-Arten, aus Baden-Württemberg bekannt sind Kreuzungen mit D. fuchsii, D. incarnata und D. traunsteineri. Des weiteren beschrieben sind Kreuzungen mit D. lapponica, D. praetermissa, D. ruthei und D. sambucina sowie intergenerische Hybriden mit Coeloglossum viride und Gymnadenia conopsea.
Wuchsorte
Nährstoffreiche Feuchtwiesen, Flach- und Quellmoore, seltener in nährstoffarmen Mooren und lichten Moorwäldern.
Verbreitung
Die Breitblättrige Fingerwurz ist trotz starker Rückgänge in den vergangenen Jahrzehnten in Baden-Württemberg noch weit verbreitet mit den Schwerpunkten Schwarzwald, Odenwald, Schwäbisch-Fränkischer Wald und Alpenvorland.
Gefährdung
Wie andere Dactylorhiza-Arten reagiert auch D. majalis empfindlich auf Trockenlegung der Wuchsorte, Stickstoffeintrag sowie auf das Ausbleiben einer artgerechten Pflege.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Dactylorhiza majalis - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 318 – 322.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Dactylorhiza - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 356ff. - Stuttgart.
Text: Ferdinand Ellenbast
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