Orchideen in Baden-Württemberg
Cephalanthera longifolia (L.) Fritsch
Schwertblättriges Waldvögelein
Synonyme: Serapias longifolia, Epipactis longifolia, Cephalanthera angustifolia
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Merkmale
Rhizomgeophyt mit kurzer, kriechender Grundachse und zahlreichen büscheligen Wurzeln. Im Frühjahr entwickeln sich oberirdische Sprosse, die aus aufrechten belaubten Trieben bestehen. Der Stängel ist bei blühenden Pflanzen 20 - 5 cm hoch und grün, mit 7-10 am Stängel verteilten Laubblättern. Die unteren Blätter sind lineal-lanzettlich, am Grunde stängelumfassend, grün, kräftig geadert, kahnförmig aufgewölbt, 6 - 12 cm lang und 1,3 - 3,5 cm breit. Das oberste Stängelblatt ist tragblattartig und überragt den Beginn des Blütenstandes weit.
Der Blütenstand ist langgestreckt, 7 - 21 cm lang. Er ist locker mit 7-27 porzellanartig weißen Blüten besetzt. Diese sind meist nur halb geöffnet und spornlos. Die beiden untersten Tragblätter sind länger als der Fruchtknoten, die nach oben folgenden aber deutlich kleiner. Der Fruchtknoten ist gedreht, grün, 11 - 14 mm lang und 2 - 3 mm breit. Seitliche Sepalen abstehend, länglich-eiförmig, 15 - 18 mm lang und 5 - 6 mm breit. Das mittlere Sepalum bildet zusammen mit den Petalen einen Helm. Die Lippe ist in Vorder- und Hinterlippe gegliedert, 12 - 15 mm lang und 10 - 13 mm breit. Vorderlippe oval, an den seitlichen Rändern hochgebogen, mit 4-7 orangeroten Längsleisten durchzogen. Hinterlippe napfförmig und ohne Nektar, 5 - 6 mm lang und 11 - 13 mm breit. Das Rostellum ist nicht entwickelt.
Vegetations- und Blühzeiten
Blütezeit je nach Höhenlage Ende April bis Ende Juni, Hauptblütezeit Ende Mai bis Mitte Juni. Fremdbestäubung durch solitäre Bienen. Nektartäuschblume, der Fruchtansatz ist niedrig. Fruchtreife ab Oktober.
Unterschiede
Wichtigste Unterschiede zu anderen Waldvögelein-Arten: Das Weiße Waldvögelein hat kürzere Blätter. Nur beim Roten Waldvöglein sind die Blüten rotlila gefärbt.
Variabilität
Sehr geringe Variabilität. Die Blütenfärbung kann von reinweiß bis rahmgelb variieren, sehr selten auch orangegelb und rosa.
Hybriden
Mit den beiden anderen heimischen Cephalanthera-Arten sind sehr selten Hybriden möglich, die auch beschrieben worden sind. Mit anderen Orchideengattungen sind keine Gattungshybriden bekannt.
Wuchsorte
Lichte Buchen- und Eichenwälder. Kiefernmischwälder, Tannenwälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte. Halbschattenpflanze.
Verbreitung
In Baden-Württemberg ist sie besonders in den Kalkgebieten verbreitet, aber auch auf kalkarmen, sauren Böden vorkommend.
Gefährdung
Die Art ist in Baden-Württemberg potentiell gefährdet.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Cephalanthera longifolia - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 248 – 253.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Baumann, H., Künkele, S. & R. Lorenz (2006): Die Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten: 19. - Stuttgart.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Cephalanthera longifolia - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 312-314. - Stuttgart.
Text: Siegfried Erhardt
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