Orchideen in Baden-Württemberg
Ophrys elatior Gumprecht ex Paulus
Hochwüchsige Ragwurz
Synonyme: Ophrys holosericea subsp. elatior, Ophrys fuciflora subsp. elatior
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Merkmale
Im Sommer (ab Anfang Juli)) entwickeln sich Rosetten und Blütentriebe fast gleichzeitig, seltener hat sich die Rosette schon früher gebildet. Der Stängel ist 20-90 cm hoch mit 3-7 Laubblättern, Rosettblätter 1-3, lanzettlich, bläulich grün, 4-11 cm lang und 0,8-1,6 cm breit, zur Blütezeit oft schon vertrocknet. Das oberste Stängelblatt ist 4-10 cm lang und erreicht den Beginn des Blütestandes nicht. Der Blütenstand ist langgestreckt, ± einseitswendig, 5-30 cm lang und locker mit 2-13 insektenähnlichen Blüten besetzt. Perigonblätter rosa bis violett, seitlich ausgebreitet. Sepalen schief eiförmig, 8-10 mm lang und 3,5-5,5 mm breit, das mittlere eiförmig, schmaler, 3-4mm breit. Petalen dick, spitz dreieckig, rosa bis rotviolett gefärbt, kurz behaart, 3-3,6 mm lang und 1,5-2 mm breit. Lippe flach bis bauchig, im Zentrum dunkelbraun, an den Rändern etwas heller, in natürlichem Zustand etwa so lang wie breit, 7,5-10 mm lang und 6-10 mm breit, an den Schultern deutlich gehöckert und behaart. Malzeichnung ornamental, sich von den hellen Höckern bis über die Lippenmitte erstreckend, auberginefarben, an den Rändern gelblichgrün gesäumt. Anhängsel gelblichgrün, 1,5-2,5 mm breit, dreizähnig, waagerecht bis aufwärts gerichtet. Der Konnektivfortsatz ist kurz zugespitzt, Staminodialpunkte vorhanden. Basalschwielen dunkelbraun. Pollinarien langgestielt, mit getrennten Klebscheiben und Beutelchen.
Bestäuber
Tetraloniella salicariae
Vegetations- und Blühzeiten
Blüht Ende Juni bis Anfang September, Hauptblütezeit Mitte Juli bis Anfang August, der Fruchtansatz ist minimal.
Variabilität
Weniger variabel als Ophrys holosericea, betrifft hauptsächlich Perigonfarbe und Malzeichnung.
Hybriden
Hybriden sind aus BW nicht nachgewiesen (Die im Deutschlandbuch S. 723 als Hybride zwischen O. elatior und O. apifera abgebildete Blüte zeigt keine auf O. apifera hinweisende Merkmale). Grund ist die sich mit anderen Ophrys-Arten nicht überschneidende Blütezeit.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Späte Blütezeit, hoher Wuchs, kleinere Blüten als Ophrys holosericea
Wuchsorte
Halbtrockenrasen (Mesobrometum alluviale)
Verbreitung
Wenige Vorkommen am südlichen und mittleren Oberrhein.
Gefährdung
Austrocknung, Fraß, gefährdete Bestäubervorkommen, z.T. zu frühe Mahd.
Diskussion der Rangstufe
Die Art wird im Deutschlandbuch als Unterart dargestellt. Auf Grund der Blütezeit, die praktisch keine Überschneidung mit O. holosericea zulässt, der Kleinheit der Lippe, den im Deutschlandbuch S.554 dargestellten metrischen Unterschieden, die die zartere Gestalt des gesamten Habitus - bei höherem Wuchs und größeren Blütenabständen - dokumentieren, sowie der bestäubungsbiologischen Eigenständigkeit sind wir der Meinung, dass der Artrang angemessen ist.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Ophrys holoserica subsp. elatior (Gumpr. ex R. Engel & Quentin) H. Baumann & Künkele - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 553 – 555.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Ophrys (L.) - In: Sebald & al. (Hrsg): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 405ff. - Stuttgart.
Faurholdt, N. (2008): Notes on small flowered Ophrys fuciflora s.l. in the Central Mediterranean. – J. Eur. Orch. 40(1). – 73 - 84.
Paulus, H.F. (1996): Zur Bestäubungsbiologie und Artberechtigung von Ophrys tetraloniae Teschner 1987 und Ophrys elatior Gumprecht ex H. F. Paulus spec. nov. (Orchidaceae). - Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 13(2): 4 - 13.
Text: Monika Hirth
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